Whale-Watching Island - ein Erlebnis der besonderen Art
Góðan daginn liebe Nordland-Freunde,
Möchtegern-Entdeckerin Angie berichtet im heutigen Blog aus erster Hand über die Faszination und dem Erlebnis Whale-Watching in Island. Der folgende Beitrag berichtet hautnah von einer Walbeobachtungsfahrt der ganz besonderen Art und zeigt euch, worauf man für einen erfolgreichen Walbeobachtungsausflug achten sollte.
Ich hatte sogar zweimal die Chance Wale in Island zu sichten, berichte euch heute aber nur vom ersten Mal, da mein zweiter Versuch vor knapp 2 Jahren eine einzige Farce in Regen und Sturm war, die mich deprimiert, ohne nennenswerte Sichtungen und vom Schaukeln des Bootes hundeelend, nach kurzer Zeit wieder an Land brachte.
Wenn ich jedoch an meine erste Island-Reise denke, ist die Walbeobachtungsfahrt eine Erinnerung, die mir sofort ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Los ging es damals ab Húsavík, der selbsterklärten „Walhauptstadt“ im Norden Islands. Der Fischerort Húsavík ist ein kleines pittoreskes Städtchen, welches in einer Bucht umgeben von schneebedeckten Bergen liegt. Wir hatten, in Anbetracht des recht dynamischen isländischen Wetters, keine Bootstour im Vorfeld gebucht, sondern sind an einem sonnigen Tag im Juni einfach zum Pier gefahren, haben bei den umgebauten Fischkuttern nachgefragt ob noch zwei Plätzchen frei wären, und sind kurz darauf zu einer mehrstündigen Beobachtungsfahrt in See gestochen.
Die größte Chance auf Sichtung hat man in den Sommermonaten, hieß es, und so hofften wir gespannt auf ein paar unvergessliche Eindrücke.
Ahoi und los geht's
Zuerst fuhren wir ganz seicht und entspannt heraus aus der Bucht, die Passagiere hielten ihre Nasen in die Sonne und bestaunten schwimmende Papageitaucher auf dem glitzernden Wasser des Nordmeeres. Während wir die ISO-Einstellungen unserer Kameras auf die hoffentlich bald bevorstehenden Aufnahmen der Riesen der Meere einstellten, berichtete der Kapitän allerhand Wissenswertes zum Thema Wale und erklärte, warum es so wichtig sei, einen angemessenen Abstand zu den Tieren zu wahren und darauf zu achten, die Fahrten sowohl für Mensch als auch Tier sorgsam und qualitativ hochwertig zu halten. Erleichtert atmete ich auf, dass wir bei unserer spontanen Auswahl des erstbesten Bootes nicht auf ein rein kommerziell arbeitendes Unternehmen hereingefallen waren, und fühlte mich an Bord des Gentle Giants Bootes gut aufgehoben.
Mit von der Seepartie waren außerdem einige Mitarbeiter des Walmuseums in Húsavík, die die Anzahl und Arten der Wale erfassen und uns bereitwillig erklärten, dass sie die einzelnen Wale, die zum Teil sogar eigene Namen hatten, an Fluke und Finne erkennen, denn Färbung und Musterung seien bei jedem Wal anders und einzigartig - genau wie der menschliche Fingerabdruck.
Wal auf 3 Uhr!
Plötzlich herrschte angespannte Stimmung auf dem Boot. Es war ein Schwarm Möwen zu sehen.
Soviel Aufregung um ein paar Seevögel empfand ich vorerst übertrieben, bis ich schließlich verstand: wo Seevögel sind, sind Fische, und wo Fische sind, sind Wale.
Es verging jedoch eine weitere halbe Stunde ohne Sichtung, die langsam nervös werdenden Passagiere erhielten zur kulinarischen Beruhigung einen heißen Kakao und eine Zimtschnecke.
Kurz darauf tönte es aus dem Mikrofon an Bord „whale at 3 o´clock!“, woraufhin alle Passagiere zur Steuerbord-Seite des Schiffes liefen und ihre Kameras zückten.
Da war er, ein kleiner frecher Zwergwal in unmittelbarer Nähe des Bootes, der nach ein, zwei Minuten jedoch schnell wieder verschwand.
Kurze Zeit darauf hörte man erneut die nun doch recht aufgeregt wirkende Stimme des Kapitäns „blue whale at 12 o´clock! A blue whale! Look people!“
Das Schiff steuerte nun geradewegs auf den kleinen dunklen Fleck zu, der für mich aus der Entfernung auch eine im Meer treibende Boje sein konnte. Doch je näher wir kamen, desto deutlicher erkannte man den kleinen Teil eines überdimensionalen Rückens.
Plötzlich tauchte das Exemplar auf, um Luft zu holen.
Wow.
Das war also ein Blauwal.
Ein Blauwal? Sind die nicht irre selten?
Ja, das sind sie.
Und ja, da war er, nur ein paar Meter vom Boot entfernt. Die Stille an Bord war geisterhaft, alle verharrten in ihren Positionen und beobachteten gespannt das größte Lebewesen der Erde, welches sich uns so andächtig präsentierte. Die weltweite Population des stark vom Aussterben bedrohten Blauwals, der bis zu 30 Meter lang werden kann, wird zwischen 10.000 und 20.000 lebenden Individuen geschätzt. Manch ein Walbeobachter fährt jahrelang in polaren Gewässern umher und hofft auf eine einzige Sichtung, und wir erhielten auf diesem kleinen isländischen Boot ganz unverhofft diese großartige Chance. Wir waren überwältigt. Vor lauter Ehrfurcht und Faszination vergaß ich sogar das Fotografieren, so dass von meiner Blauwal-Sichtung nur eine verschwommene, im letzten Moment geschossene Amateuraufnahme des imposanten Säugetieres übrig geblieben ist … aber die Bilder in meinem Kopf haben sich so manifestiert, dass ich diese bei Bedarf immer wieder abrufen kann.
Mit großen Eindrücken im Gepäck zurück
Nach diesem atemberaubenden Erlebnis war es langsam an der Zeit, zum Hafen zurück zu kehren.
Auf der Rückfahrt begegnete uns in einiger Entfernung noch eine Delfin-Schule, jedoch waren alle Passagiere vom eingangs gesichteten Blauwal so übersättigt, dass ihnen diese nur noch halbherzige Freude und Schnappschüsse entlocken konnten.
Als wir schließlich wieder an Land ankamen, rundete der Besuch des Walmuseums in Húsavik unser einmaliges Erlebnis ab.
Und das Walfleisch, welches uns noch am selben Abend in einem kleinen Restaurant als Delikatesse nahegelegt wurde, lehnten wir natürlich kategorisch ab.
Denn, wenn wir eines nach diesem Tag nicht wollten, dann war es, den hiesigen Walfang zu unterstützen ….
Ihr habt weitere Informationen, Ideen oder auf einer Rundreise in Island vielleicht sogar selbst mal einen Blauwal gesichtet? Dann hinterlasst uns doch einfach einen Kommentar. Wir freuen uns auf eure Nachrichten.
Verið blessuð liebe Nordland-Freunde, Euer contrastravel-Team
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