Wichtige Persönlichkeiten der isländischen Geschichte - 1
Island mag zwar ein kleines Land sein, hat aber eine reiche und spannende Geschichte, in der viele beeindruckende oder auch skurrile Personen sich einen Namen gemacht haben. Einige davon aus den frühen Jahrhunderten nach der Besiedlung stellen wir euch heute vor …
Góðan daginn liebe Nordland-Freunde,
besonders die Landnahme und Besiedlung der Insel im Nordatlantik waren eine aufregende Zeit, aus der durch Landnámabók und Isländersagas viele historische Fakten und Legenden überliefert sind. Aber auch nach der Zeit der Wikinger und Entdecker blieb es spannend, mit mächtigen Politikern, einflussreichen Familien und im sechzehnten Jahrhundert sogar mit einem berüchtigten Serienmörder …
Auður djúpúðga Ketilsdóttir (9. Jahrhundert)
Auch als Unnur Ketilsdóttir bekannt, kam Auður zur Zeit der Landnahme im 9. Jahrhundert nach Island und siedelte sich dort mit ihren Leuten und einigen Familienmitgliedern an. Sie wurde in Norwegen geboren und heiratete Óláfr hinn Hvíti (Olaf der Weiße), der sich selbst zum König von Dublin ernannte, nachdem er die Region auf seinen Wikingerzügen erobert hatte. Auður und Óláfr hatten einen Sohn, Þorsteinn rauði (Þorsteinn der Rote). Nach Óláfrs Tod auf einem Feldzug in Irland reisten seine Witwe und sein Sohn auf die Hebriden, wo Þorsteinn heiratete und seine Herrschaft im Norden Schottlands ausdehnte. Allerdings kam auch er im Kampf zu Tode, als seine Verbündeten ihn verrieten, woraufhin seine Mutter von ihren Gefolgsleuten ein hochseetaugliches Schiff bauen ließ und nach einem Stopp auf den Orkney-Inseln schließlich Kurs auf Island nahm. Die Reisenden erreichten die Insel im Westen und Auður beanspruchte das Gebiet um den Hvammfjörður für ihre Familie. Sie ist eine der wenigen Frauen, die als Landnehmer aufgeführt werden, und findet in der Landnámabók, Njáls saga, Laxdæla saga, Eyrbyggja saga, Eiríks saga rauða und Grettis saga Erwähnung. Weiterhin wird ihr zugeschrieben, das Christentum nach Island gebracht zu haben, da sie bei ihrer Ankunft bereits getauft war und auf einem Hügel in ihrem Gebiet ein Kreuz errichtete, um dort zu beten – der Ort heißt heute Krosshólar.
Leifur Eiríksson (ca. 970-1020)
Als Sohn von Eiríkur rauði Þorvaldsson (Erik der Rote), der die ersten isländischen Siedlungen auf Grönland gründete, hatte Leifur große Entdeckerfußstapfen zu füllen. Die beiden „Vinland-Sagas“, die Eiríks saga rauða und die Graenlendinga saga, berichten auf unterschiedliche Weise von seinen erfolgreichen Fahrten nach Amerika: In der Eiríks saga rauða entdeckte er auf der Rückfahrt von Norwegen nach Grönland ein unbekanntes Land im Westen und kehrte nach der Rettung von Schiffbrüchigen und dem Versuch, die Siedler in Grönland zum Christentum zu bekehren, dorthin zurück, wobei er Helluland, Markland und schließlich Vinland erkundete. In der Graenlendinga saga suchte er die neuen Gebiete gezielt auf, nachdem Bjarni Herjólfsson diese entdeckt, aber nicht betreten hatte – weshalb Leifur, der dort überwinterte, dennoch als deren Entdecker gilt. Vinland wird häufig mit Neufundland gleichgesetzt, da die Überreste eines Dorfes in L’Anse aux Meadows auf die Präsenz grönländisch-isländischer Siedler um das Jahr 1000 hinweisen. Leifur Eiríksson wurden an verschiedenen Orten Denkmäler in Form von Statuen gesetzt, unter anderem in Seattle und Saint Paul in den Vereinigten Staaten, Qassiarsuk in Grönland und Reykjavík.
Snorri Sturluson (1179-1247)
Etwa 1179 in Hvammur í Dölum geboren, wuchs Snorri auf dem Hof Oddi auf, einem der damaligen geistigen Zentren Islands. Als Ziehson des dortigen Goden Jón Loftsson bekam er dort eine umfassende Ausbildung und wurde zu einem der mächtigsten Politiker im Island seiner Zeit. Zweimal hatte er das Amt des Gesetzessprechers inne, der höchsten Position auf dem Alþingi. Auch seine Ehefrauen wählte er geschickt so aus, dass die Verbindung mit ihren Familien seinen Einfluss vergrößerte. Letzten Endes brachten seine Verflechtungen mit der norwegischen Politik ihn zu Fall, als er beim König in Ungnade fiel und in dessen Auftrag 1241 auf seinem Hof in Island von seinem Ex-Schwiegersohn Gissur Þorvaldsson getötet. Seine wohl größten Errungenschaften sind allerdings literarischer Art – die Snorra-Edda gibt als umfassendes Lehrwerk für Skalden einen Überblick über die Götterlegenden, Stilmittel und Versmaße; auch seine Autorenschaft der Heimskringla, einer Geschichte der norwegischen Könige, ist anerkannt. Auf seinem Hof Reykholt kann man heute eine Statue von Snorri bewundern und bei einer kleinen Ausstellung mehr über ihn erfahren.
Axlar-Björn, geboren Björn Pétursson (1555-1596)
Axlar-Björn ist bis heute der bekannteste Serienmörder Islands. Im 16. Jahrhundert tötete er mehrere Reisende und Farmarbeiter, die auf seinem kleinen Hof Öxl auf der Halbinsel Snæfellsnes entweder Unterschlupf oder Arbeit suchten. Dabei werden ihm verschiedene Vorgehensweisen nachgesagt: mal soll er seine Opfer mit einer Axt, die er nach einem Traum als junger Mann fand, zerstückelt oder sie ertränkt haben. Die Leute im Umland wurden misstrauisch, als immer mehr Menschen in Axlar-Björns Gebiet verschwanden und er stetig zu mehr Pferden und Reichtum kam; allerdings war er durch Guðmundur, den reichsten Mann in der Gegend, der ihm die Farm geschenkt hatte, geschützt. Nachdem ein entkommenes Opfer ihn jedoch anzeigte, wurde er zum Tode verurteilt. Er gestand neun Morde, allerdings sollen weitaus mehr Leichen auf seinem Land gefunden worden sein. 1596 wurde er gehängt und sein Körper zerstückelt. Seine Frau Þórdís, die ihm geholfen und sogar selbst gemordet haben soll, wurde ebenfalls zum Tode verurteilt, das Urteil allerdings nie vollstreckt. Sowohl Axlar-Björns Sohn als auch sein Enkel wurden später für begangene Verbrechen hingerichtet, sodass bald der Eindruck entstand, Axlar-Björn hätte seine Bösartigkeit vererbt.
Kennt ihr noch weitere bedeutende isländische Persönlichkeiten? Dann hinterlasst uns doch einfach einen Kommentar.
Verið blessuð liebe Nordland-Freunde, Euer contrastravel-Team
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