Färöer Inseln Tobias Ohmann
29.01.2020

Sagen von den Färöer-Inseln - Die Seehundfrau

Akraberg - Suðuroy contrastravel
Leuchtturm an der Steilküste

Wie Island auch haben die Färöer eine Fülle an Volkssagen und Legenden, die sich um verschiedene Orte ranken und oft phantastische Wesen wie Trolle, Hexen und Monster beinhalten. Heute erzählen wir euch von der Seehundfrau, der sogar ein Denkmal gesetzt wurde …

Góðan dag liebe Nordland-Freunde, 

wer kennt sie nicht? Alte Legenden voller übernatürlicher Wesen, schauriger und hilfreicher Gestalten und immer einer Botschaft, die man sich zu Herzen nehmen soll. Warum auf Kalsoy immer noch Menschen einem alten Fluch zum Opfer fallen, erfahrt ihr heute hier …

Die Statue und die Sage dahinter

An der Küste bei Mikladalur, einem Ort auf der Insel Kalsoy, wurde 2014 eine metallene Statue einer Frau, die noch mit einem Bein in einer Seehundhaut steht, installiert. Dort trotzt sie der Brandung und erinnert an die bekannteste Volkssage der Gegend. Es wurde erzählt, dass Menschen, die den Tod im Ozean wählen, fortan als Seehunde weiterleben und jedes Jahr einmal wieder an Land kommen, ihre Haut abstreifen und in ihrer menschlichen Gestalt unerkannt mit den Bewohnern der Gegend feiern.

Ein Bauer versteckte sich am Strand, um zu überprüfen, ob das stimmte, und stahl dann eine der Häute, die einer jungen Frau gehörte. Als alle anderen „Seehunde“ im Morgengrauen zurückkehrten und ihre Häute wieder überstreiften, um im Meer zu verschwinden, musste sie allein in ihrer Menschengestalt zurückbleiben. Der Bauer hatte ihre Haut in einer Kiste versteckt, zu der nur er einen Schlüssel hatte. So zwang er sie, bei ihm zu bleiben, ihn zu heiraten und mit ihm Kinder zu bekommen.

Der übergriffige Mann trug den Schlüssel immer bei sich. Doch eines Tages war er unachtsam geworden und hatte ihn im Haus vergessen, bevor er zum Fischen aufbrach. Er kehrte sofort zurück, doch da hatte sich seine Frau ihre Haut schon zurückgeholt und war in ihre Freiheit verschwunden. Wenn ihre gemeinsamen Kinder am Strand waren, soll oft ein Seehund aufgetaucht sein und sie beobachtet haben – ihre Mutter, die die Kinder trotz allem vermisste.

Der Fluch

Einige Jahre später sah der Bauer seine Frau wieder, allerdings erschien sie ihm lediglich im Traum, um ihm eine Botschaft zu überbringen. Die Männer der Umgebung planten eine Seehundjagd und wollten dazu eine Höhle betreten. Die Frau warnte ihn im Traum davor, einen großen Seehundbullen am Eingang der Höhle anzugreifen, genauso wie zwei Junge im Inneren, deren Fellmuster sie ihm zeigte – das waren nämlich ihr Mann und ihre Kinder in ihrer Welt. Aber der Bauer ignorierte die Warnung und die Jäger töteten alle Seehunde, die sie fanden und verteilten sie untereinander für den Verzehr.

Als er gerade dabei war, die Flossen der Kleinen und den Kopf des Bullen zu kochen, stürmte seine Frau in Trollgestalt in sein Haus und sprach aus Rache eine Verfluchung über Kalsoy aus: Männer der Insel sollen so lange auf See ertrinken oder von Felsgipfeln stürzen, bis genügend Menschen gestorben sind, dass die Toten rund um die Insel einen Kreis bilden und sich an den Händen halten können. Bis heute sagt man, wenn jemand bei solch einem Unfall ums Leben kommt, dass die Bedingung des Fluchs wohl noch nicht erfüllt sind …

Während unserer Individualreise „Naturerlebnis für Entdecker“ habt ihr die Möglichkeit, an dem Ort halt zu machen und der Statue einen Besuch abzustatten. Wir finden, ihre Wut war gerechtfertigt.

Farvæl liebe Nordland-Freunde, Euer contrastravel-Team

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