Prohibition in Island - der Biertag und das Bierverbot
Am 1. März wird auf Island jedes Jahr ausgiebig gefeiert, denn es ist der so genannte Bjórdagurinn, der Tag des Bieres. Viele Bars haben bis in die frühen Morgenstunden geöffnet, ein Angebot, dass von zahlreichen Bier-Fans dankend angenommen wird. Was es mit dem Tag des Bieres auf sich hat und wie die Geschichte dahinter mit dem Brennivín verbunden ist, erfahrt ihr heute hier …
Góðan daginn liebe Nordland-Freunde,
Am Bjórdagurinn denken viele Isländer an das Verbot, das auf der Insel im Nordatlantik beinahe 75 Jahre lang bestand und wodurch ihnen das verwehrt wurde, was viele sehr schätzen: Bier trinken. Nachdem Ende des 19. Jahrhunderts auf Island – wie in vielen anderen Ländern auch – die Abstinenzbewegung immer mehr erstarkt war, kam es 1908 zu einem gleich auf mehrere Arten historischen Ereignis: das erste Referendum in der isländischen Geschichte fand statt, und die Mehrheit stimmte mit etwas über 60 Prozent für ein vollständiges Alkoholverbot. Es dauerte noch sieben Jahre, aber dann war das beschlossene Verbot da – 1915 markiert den offiziellen Beginn der Prohibition in Island. Schon zu Anfang war es allerdings schwer, dieses komplette Verbot auch richtig durchzusetzen, denn nicht nur waren die Isländer erfinderisch, was das Schmuggeln und Schwarzbrennen anging, auch Ärzte stellten gern mal ein paar Rezepte mehr für medizinischen Alkohol aus, die nicht wirklich notwendig gewesen wären … Im Ersten Weltkrieg wurde das Verbot dann auch erst einmal zu großen Teilen außer Kraft gesetzt.
Interessanterweise führte das Alkoholverbot außerdem zu Exporteinbußen und Spannungen mit anderen Staaten: Spanien bestand aus Angst vor Einnahmeausfällen darauf, dass Island spanischen Wein – der zuvor gar kein Handelsprodukt für die Insel war – kaufte, da Spanien sonst keinen Stockfisch und andere Exportprodukte mehr einkaufen würde. Der Wein, den die Isländer in der Folge gegen große Proteste der anderen skandinavischen Länder und Großbritanniens von Spanien beziehen musste, sollte für medizinische Zwecke verwendet werden. Das Alkoholverbot wurde entsprechend abgeändert, so dass ab 1922 wieder Wein mit bis zu 22 % Alkoholgehalt importiert werden durfte. Ebenfalls in diese Zeit fällt die Gründung des Weingeschäfts „Vínbuðin“, durch die der Alkoholverkauf zumindest staatlich kontrolliert werden sollte und die bis heute besteht. Die nächste Änderung gab es erst mehr als 10 Jahr später, als ein weiteres Referendum hochprozentigen Alkohol wie Spirituosen wieder legalisierte. Bier mit mehr als 2,25 % Alkoholgehalt blieb aber weiterhin verboten, auch, da das Hauptargument die Kosten waren: da die Spirituosen viel teurer waren, sollte es trotzdem schwierig bleiben, einfach an große Mengen Alkohol zu kommen. Mit dem aufkommenden Tourismus in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verbreiteten sich sowohl der Alkohol als auch die steigende Nachfrage danach immer weiter im Land, es brauchte allerdings mehrere Anläufe, bis schließlich eine Abstimmung im Parlament am 1. März 1989 die Legalisation von starkem Bier zum Ergebnis hatte. Eine bedeutende Änderung im kulturellen Leben, denn die Isländer sind seither große Bier-Fans geworden: es ist das beliebteste alkoholische Getränk auf der Insel.
Und was hat die Prohibition nun mit dem Brennivín zu tun? Zu Beginn der Abstinenzbestrebungen versuchte man, die Menschen durch Warnhinweise vom Alkoholkonsum abzuhalten, und auf alle Brennivín-Flaschen wurde daher ein Totenkopfzeichen geklebt. Vom Brennivín-Trinken dürfte das nicht besonders viele Isländer abgehalten haben, aber der Spitzname, der sich davon ableitete, ist heute noch bekannt: Brennivín, der schwarze Tod.
Habt ihr schon einmal Brennivín oder isländisches Bier probiert oder haltet ihr euch lieber an die alkoholfreien Alternativen? Hinterlasst uns gern einen Kommentar!
Sjámst liebe Nordland-Freunde, Euer contrastravel-Team
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