Bedeutende Färinger der Geschichte und Gegenwart - 2
Nicht nur in der fernen Geschichte der Färöer und der Besiedlungszeit haben sich bedeutende Söhne und Töchter der Inseln einen Namen gemacht, sondern natürlich auch in den letzten Jahrhunderten. Heute werfen wir einen Blick auf Künstler und Politiker, die vor nicht allzu langer Zeit die Geschichte beeinflussten und auch die Zukunft bewegen werden …
Góðan dag liebe Nordland-Freunde,
heute geht es nicht nur um einen der berühmtesten färöischen Dichter und eine scheue Malerin, die das magische Licht der Inseln mit sanften Pinselstrichen auf ihre Gemälde übertragen konnte, sondern auch um die erste weibliche Regierungschefin der Färöer, den ersten färöischen Spielfilm und zwei Größen der zeitgenössischem Musikszene. Wir stellen euch heute sechs Persönlichkeiten vor …
William Heinesen (1900-1991)
William Heinesen wurde im Jahr 1900 in der Hauptstadt Tórshavn als Sohn von Zacharias Heinesen und Caroline Restorff geboren. Seine Mutter hatte dänische Wurzeln, und sein Vater war ein erfolgreicher Reeder und Kaufmann. Als er 16 Jahre alt war, wurde William nach Kopenhagen geschickt, um dort mit einer Kaufmannsausbildung den Grundstein für die Nachfolge des Vaters zu legen. Stattdessen beschloss er, Dichter zu werden, und lebte bis 1932 abwechselnd in Dänemark und auf den Färöern. Nach seiner Hochzeit mit Elise Susanne Johansen kehrte er vollständig an seinen Geburtsort zurück und arbeitete von da an auch im väterlichen Unternehmen, das er nach dessen Tod 1944 für zehn Jahre weiterführte. Während seines Lebens schuf William Heinesen ein umfassendes literarisches Werk aus Gedichtsammlungen, Romanen und Kurzgeschichten, das in viele Sprachen übersetzt wurde und oftmals einen Fokus auf Tórshavn legt. Im Original schrieb er auf Dänisch, wird aber trotzdem eindeutig als Vertreter der färöischen Kultur und Literatur angesehen. Als erster Färinger wurde er 1965 mit dem Literaturpreis des Nordischen Rates für seinen Roman Det gode håb ausgezeichnet, ein Werk, das oft als sein bestes genannt wird. Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller war er auch bildender Künstler, wobei er unter anderem Buchillustrationen und Wanddekorationen schuf. Im hohen Alter beschäftigte er sich intensiv mit dem Scherenschnitt und meisterte auch diese Technik.
Ruth Smith-Nielsen (1913-1958)
1913 wurde Ruth auf der Insel Suðuroy in Vágur geboren. Ihr Vater war Fischer und Farbhändler und starb nach einer Krankheit bereits, als sie neun Jahre alt war, woraufhin Ruth und ihre Geschwister in seinem Geschäft mitarbeiteten. 1930 verließ sie die Färöer und arbeitete in Kopenhagen als Dienstmädchen. Ihr eigentlicher Plan war es aber, Krankenschwester zu werden, und nach einiger Zeit fand sie eine Anstellung in der Wäscherei des kopenhagener Diakoniestifts. Dort wurde ihr zeichnerisches Talent, das sie von Kindheit an in ihrer Freizeit gepflegt hatte, von einem Patienten entdeckt, woraufhin sie auf dessen Empfehlung zunächst ein Jahr lang eine Zeichenschule besuchte. Ab 1936 setzte sie ihre künstlerische Ausbildung mit einem Studium an der Malereischule der Königlich Dänischen Kunstakademie Kopenhagen fort. Während dieser Zeit lernte sie Poul Morell Nielsen kennen, der einer ihrer Kommilitonen war. Die beiden heirateten 1945 und hatten zwei Kinder. 1948 kehrte das Paar auf Ruths Heimatinsel auf die Färöer zurück, wo sie 1958 beim Schwimmen im Vágsfjørður ertrank. Ruths Bilder zeigen die färöische Landschaft in besonderer Beziehung zum Licht und sind durch den behutsamen Einsatz von Farben gekennzeichnet.
Marita Petersen (1940-2001)
Wie Ruth Smith-Nielsen auch wurde Marita in Vágur geboren. Ihre Eltern waren Lehrer und politisch sehr interessiert, sodass auch Marita und ihre Brüder früh mit diesem Thema in Berührung kamen und sich politisch engagierten. Marita schloss ihr Lehrerexamen in Dänemark ab und arbeitete danach zuerst als Volksschullehrerin, dann als Unterrichtsleiterin im Landesschuldirektorat. Ab 1980 war sie vier Jahre lang Vorsitzende des Føroya Lærarafelag, des färöischen Lehrerverbandes. 1988 wurde Marita zum ersten Mal ins Parlament, das Løgting gewählt, als Vertreterin der Sozialdemokraten, bei denen sie zu diesem Zeitpunkt schon seit mehr als 30 Jahren Parteimitglied gewesen war. Drei Jahre lang, ab 1990, hatte sie das Amt der Bildungs- und Kulturministerin inne, bevor sie als erste Frau der färöischen Geschichte zum Løgmaður, zur Autonomieregierungschefin gewählt wurde. Diese Position hatte sie ein Jahr lang inne, wobei gerade zu dieser Zeit große Probleme bewältigt werden mussten, denn als Folge der Bankenkrise waren die Färöer vom Zusammenbruch des Finanz- und Fischereisektors, Arbeitslosigkeit und Massenauswanderung betroffen. Marita setzte sich in den Krisenverhandlungen mit Dänemark für eine erweiterte Selbstständigkeit der Färöer ein und versuchte erfolgreich, den Zusammenbruch des öffentlichen Sektors der Färöer zu verhindern.
Katrin Ottarsdóttir (geb. 1957)
Katrin wurde in der Hauptstadt Tórshavn geboren und studierte in Dänemark an der Filmschule in Kopenhagen, die sie 1982 als erste Färingerin abschloss. Bereits ihr erstes Filmprojekt, Atlantic Rhapsody – 52 Bilder aus Tórshavn, gleichzeitig der erste färöische Spielfilm überhaupt, wurde 1989 mit dem Preis der Nordischen Filminstitute ausgezeichnet. Danach folgten weitere Kurzfilme und Projekte, wobei besonders Bye Bye Bluebird von 1999 bekannt wurde – es handelt sich um ein Roadmovie, das zwei Färingerinnen bei ihrer Rückkehr auf ihre Heimatinseln nach langen Jahren im Ausland begleitet – und 2000 ebenfalls einen Preis, den Tiger Award, gewann. Katrins Filme spielen meist auf den Färöern und färöische Schauspieler sind in den Rollen zu sehen; sie schreibt ihre Drehbücher selbst und führt auch Regie. Neben ihres Wirkens in der Filmkunst ist Katrin aber auch Dichterin – ihre Gedichtsammlung Eru koparrør í himmiríki erschien 2012.
Rúni Brattaberg (geb. 1966)
1966 als Sohn von Árni und Karin Brattaberg – die die bekannte Woll- und Strickwarengesellschaft Sirri gründeten – in Vágur geboren, schloss Rúni in Kopenhagen zunächst eine Lehre zum Fotografen ab, nahm aber schon währenddessen Gesangsunterricht und wurde bald darauf an der Oper von Aarhus als Bass aufgenommen. In der Folge studierte er in Helsinki Gesang, um Solist zu werden, und wurde nach weiterer Ausbildung in Zürich 2001 vom Staatstheater Mainz engagiert. Hier lernte er seine spätere Ehefrau Susanne kennen, die ebenfalls Opernsängerin ist und mit der er heute eng zusammenarbeitet. 2002 erlangte Rúni besondere Bekanntheit durch einen Auftritt bei einem Fußballspiel der Färöischen Nationalmannschaft in Hannover, bei dem er sowohl die färöische als auch die deutsche Nationalhymne vortrug. Seither ist Rúni als international gefragter Opernsänger immer wieder an verschiedenen Orten zu erleben.
Eivør Pálsdóttir (geb. 1983)
Fans der Serie The Last Kingdom werden Eivørs Musik sicher wiedererkennen, denn sie hat ebenso wie der britische Komponist John Lunn am Soundtrack mitgearbeitet und man hört ihre Stimme beim Intro jeder Folge sowie in einigen besonders emotionalen Stücken, die die Handlung untermalen. Aber Eivør war schon vor diesem Projekt weit über die Grenzen ihrer Heimatinseln hinaus bekannt. Bereits in ihrer frühen Jugend in Syðrugøta zeigt sich ihr musikalisches Talent und so studierte sie nach dem Schulabschluss in Island Musik. Ihre Bandbreite reicht über die verschiedensten Genres und sie hat Lieder in verschiedenen Sprachen (Färöisch, Englisch, Isländisch, Dänisch, Schwedisch) veröffentlicht. So bringt sie nicht nur verschiedene Generationen, sondern auch Fans aus unterschiedlichen Ländern zusammen.
Färöische Filme schauen oder Musik lauschen könnt ihr auf unserer Minigruppnereise "Auf alten Pfaden über die Färöer-Inseln" auch nächstes Jahr wieder. Die Termine stehen und können bereits gebucht werden. Eher Lust auf eine Individualreise mit dem Mietwagen? Schaut euch unser Pauschalreise-Paket "Naturerlebnis für Entdecker" an oder fragt nach Reisebausteinen für die Färöer-Inseln über unser Kontaktformular, per E-Mail oder Telefon. Wir freuen uns auf euch!
Kennt ihr noch weitere bedeutende färöische Persönlichkeiten? Dann hinterlasst uns doch einfach einen Kommentar.
Farvæl liebe Nordland-Freunde, Euer contrastravel-Team
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