Faszinierende Färöer - mehr als ein Zwischenstopp
Die zu Dänemark gehörenden Färöer stehen als Ansammlung vieler kleinerer Inseln ihren größeren einzelnen „Nachbarn“ Island und Grönland in nichts nach. Heute zeigen wir euch, warum es sich lohnt, die Kultur und Landschaft des Archipels näher kennenzulernen …
Góðan dag liebe Nordland-Freunde,
Oft nur als kleiner, aber feiner Aufenthalt auf Fährenreisen nach Island gesehen, haben die kleine bunte Hauptstadt Tórshavn ebenso wie die abgelegeneren Inseln und Örtchen mehr zu bieten, als man denken könnte. Zwischen Schafen, Seevögeln und dem leuchtend grünen Gras gibt es einiges zu entdecken und erleben. Letzte Woche haben wir uns unsere neue Minigruppenreise vorgestellt, heute erfahrt ihr Wissenswertes über die schönen Inseln …
Geschichtseinblick und Landessteckbrief
Bereits im siebten Jahrhundert lebten irische Mönche als Einsiedler auf den Färöern, eine wirkliche Besiedlung im größeren Stil fand aber erst im neunten Jahrhundert statt, als in der Landnahmezeit von etwa 820 bis 900 erst Siedler aus Norwegen und später auch Wikinger von Irland und Schottland aus eintrafen. Im Jahr 999 wurde auf dem Løgting das Christentum angenommen, nachdem sich der einflussreiche Färinger Sigmundur Brestisson beim norwegischen König Olav Tryggvason bekehren lassen hatte. Durch das Wirken seines Nachfolgers auf dem norwegischen Thron, Olav II. Haraldsson, festigte sich die neue Religion endgültig, weshalb dieser König bis heute einen besonderen Platz in der Inselkultur hat und ihm jedes Jahr zu seinem Todestag mit der Ólavsøka gedacht wird.
Ab 1035 gehörten die Färöer zu Norwegen, ab 1380 durch die Personalunion Norwegens mit Dänemark unter die dänisch-norwegische Krone. 1538 fand die Reformation auf den Färöern statt. Noch heute sind fast alle Färinger Christen, die meisten von ihnen gehören der lutherisch-evangelischen Staatskirche an. Im Jahr 1814 wurde die dänisch-norwegische Personalunion aufgelöst, wonach die Färöer unter dänischer Krone verblieben. Nach 1888 strebten die Färinger mehr und mehr nach Unabhängigkeit, zunächst nur in Hinsicht auf ihre eigene Sprache und Kultur, dann aber vermehrt auch politisch. 1940 wurde der Archipel ähnlich wie Island von England besetzt, um Deutschland zuvorzukommen. Bei einer Volksabstimmung 1946 stimmte die knappe Mehrheit für die vollständige Autonomie – dieses Ergebnis wurde allerdings von Dänemark nicht anerkannt und schließlich endeten die Unabhängigkeitsbestrebungen im Autonomiegesetz von 1948 mit dem Verbleib der Färöer im Königreich Dänemark bei weitgehender politischer Selbstbestimmung.
So ist auch heute noch Königin Margrethe II. von Dänemark das Staatsoberhaupt der Färöer (auf den Inseln vertreten durch Reichsombudsfrau Lene Moyell Johansen), die sich selbst verwalten und seit dem Vertrag von Fámjin im Jahr 2005 gleichberechtigte Partner Dänemarks sind sowie noch mehr außenpolitische Freiheiten haben als zuvor. Regierungschef ist Premierminister Aksel V. Johannesen. Auf den 18 Hauptinseln, von denen alle bis auf Lítla Dímun bewohnt sind, leben etwas über 50.000 Menschen (Stand 2017). Färöisch, das wie Isländisch auch aus dem Altwestnordischen entstanden ist und diesem noch immer ähnelt, ist neben Dänisch Amtssprache der Inseln. Die meisten Färinger können aber auch sehr gut Englisch. Die Währung der Färöer ist die färöische Krone, die als lokale Version der dänischen Krone dieser im Wert entspricht und sich vor allem durch andere Motive auf den Banknoten von ihr unterscheidet. Im Gegensatz zu Dänemark gehören die Färöer nicht zur Europäischen Union.
Alte Traditionen und moderne Kunst
Ein bekanntes und geschätztes Kulturgut auf den Inseln ist die seit dem Mittelalter lebendige Kunst des färöischen Kettentanzes. Dabei halten sich die Tanzenden an den Händen und bilden je nach Anzahl einen Kreis oder eine ununterbrochene Kette aus inneren und äußeren Kreisen. Dazu bewegt man sich meist stampfend in einer bestimmten Schrittfolge langsam vorwärts, im Takt zu den alten Balladen, die dazu gesungen werden. Die häufigste Schrittfolge ist der sogenannte stígingarstev, es gibt aber auch andere Varianten wie den lebhafteren trokingarstev oder den banda dansur, bei dem auch ein gemeinsam gehaltenes Band zur Verwendung kommt. Häufig werden zu den Kettentänzen auch traditionelle Trachten getragen. Das gemeinsame Singen – ob mit oder ohne Tanz – ist ebenfalls fester Bestandteil von färöischen Zusammenkünften aller Art, wobei die größten Menschenmengen sich jedes Jahr zum Nationalfeiertag, der Ólavsøka, am 29 Juli zusammenfinden. Vor allem junge Menschen halten die Kultur am Leben und interpretieren alte Traditionen in Dichtung, Musik und Kunst neu. Bekannte färöische Musiker sind beispielsweise Eivør Pálsdóttir oder die Folk-Metalband Týr.
Wer auf Färöer-Reisen einen Blick in die Geschichte werfen und mehr von der Tierwelt und Kultur der Inselgruppe sehen möchte, kann dies im Nationalmuseum Tjóðsavnið tun – von alten Trachten, Bootsbaugeschichte, Informationen zu heimischen Tierarten und archäologischen Fundstücken ist hier für jeden etwas dabei. Färöische Kunst kann man im Kunstmuseum Listasavn Føroya kennenlernen. Nicht weit vom Stadtzentrum von Tórshavn entfernt findet sich hier eine große Sammlung einheimischer Kunst, die durch wechselnde Ausstellungen ausländischer Künstler ergänzt wird.
Kontrastreiche Küche - zwischen Michelin-Stern und Kochen mit Einheimischen
Wer auf Island-Reisen bereits Bekanntschaft mit fermentierten Speisen (wie Hákarl) oder Trockenfisch gemacht hat, kann diese Geschmackseindrücke um einige neue erweitern, denn die traditionelle färöische Küche macht viel Gebrauch von diesen Aromen. In luftdurchlässigen Holzschuppen werden Schafsfleisch, Fisch und selbst Grindwal oder Vögel getrocknet. Dabei unterscheidet man verschiedene Stadien: bleytræstur bezeichnet nur kurz Abgehangenes und somit fast ausschließlich Fisch, da alles andere Fleisch länger hängen sollte; ræstur dagegen wird Fleisch oder Fisch genannt, das gerade am Beginn der Fermentierung steht; skarpræstur schließlich sind Fisch- oder Fleischstücke nach einer Hängezeit von drei bis neun Monaten – nur etwas für hartgesottene oder Fans des ræstur-Geschmacks. Wer neugierig auf dieses authentische und für ausländische Gaumen doch recht gewöhnungsbedürftige Geschmackserlebnis ist, kann dem Restaurant Ræst in Tórshavn einen Besuch abstatten. Hier werden vor allem traditionell färöische Gerichte mit fermentierten Zutaten im urigen Ambiente zwischen Wänden aus Treibholz angeboten …
Aber auch sonst haben die Färöer einiges zu bieten – das Restaurant KOKS erhielt 2017 als erstes auf den Inseln einen Michelin-Stern. KOKS steht für frische, lokale Produkte und kreative Verbindungen von Traditionellem und Modernem. Im Jahr 2024 befindet sich das Restaurant in der Ilimanaq Lodge in Grönland.
Für alle, denen selbst die Atmosphäre im gemütlichsten Restaurant zu unpersönlich ist und die gern mehr Kontakt zu den Einheimischen hätten, wird an verschiedenen Orten heimablídni angeboten. Meist auf Vorbestellung kann man hier ein oft mehrgängiges Menü direkt in einem färöischen Zuhause mit den Bewohnern genießen – und dabei die ein oder andere Geschichte zur jeweiligen Umgebung hören … Einen Überblick über unterschiedliche Gastgeber findet man bei Visit Faroe Islands.
Wart ihr schon einmal auf den Färöern oder würdet sie gern besuchen? Dann hinterlasst uns doch einfach einen Kommentar.
Farvæl liebe Nordland-Freunde, Euer contrastravel-Team
Kommentar schreiben
Kommentare
Keine Kommentare