Bunte Vielfalt am Polarkreis - Botanische Gärten in Island
Natürlich denkt man bei Island-Rundreisen zuerst an Schnee, Eis, Gletscher – und die vielen Geothermalgebiete und Vulkane, die große Teile der Insel in unwirkliche Mondlandschaften verwandelt haben. Aber es gibt auch eine beeindruckende Pflanzenvielfalt, die dem aufmerksamen Wanderer verstreut in der Landschaft zeigt. Oder aber gesammelt an einem Ort, nämlich in einem der drei botanischen Gärten auf unserer Lieblingsinsel …
Góðan daginn liebe Nordland-Freunde,
kaum zu glauben, aber wahr: das kleine, größtenteils baumlose Island, dessen aufregendste Flora aus Gras und kleinen Birken zu bestehen scheint, hat nicht nur einen, sondern gleich drei Lystigarðir, wie botanische Gärten auf Isländisch heißen. Heute geben wir euch einen kleinen Einblick in den Bestand und die Geschichte dieser grünbunten Oasen …
Lystigarður Akureyrar
Einer der nördlichsten botanischen Gärten der Welt befindet sich in Akureyri und somit auch etwas geschützt von den umliegenden Bergen im Eyjafjörður. 1912 wurde er eröffnet, nachdem einige Frauen um Margrethe Schiöth einen Parkverein gegründet und um Land für einen öffentlichen Park zur Verschönerung der Stadt und Erholung der Bewohner gebeten hatten. Zuerst wurden größtenteils Bäume angepflanzt, vor allem Birken, danach auch andere Arten. Weiterhin wurde getestet, welche Pflanzen so weit nördlich überleben konnten. 1953 ging die Aufsicht vom Parkverein auf Jón Rögnvaldsson über, der in Kanada unter anderem Forstwirtschaft studiert hatte und mit seiner eigenen Pflanzensammlung den Park bereicherte. Als einer der Gründer der Isländischen forstlichen Vereinigung hatte er das Ziel, den vor Jahrhunderten auf Island abgeholzten Wald wieder aufzuforsten. 1957 übernahm die Stadt Akureyri den Park, Jón wurde der Leiter und wandelte ihn nach und nach in einen richtigen botanischen Garten um. Dreimal wurde der Park seit 1912 vergrößert und zeigt, dass eine beeindruckende Vielfalt an Pflanzen auch im schwierigen Klima Nord-Islands mit seinen langen Wintern und damit einhergehenden Kälte- und Dunkelheitsperioden gedeihen kann. Mehr als 400 einheimische und erstaunliche 6600 ausländische Arten wachsen hier. Obwohl die Pflanzen natürlich die Hauptattraktion sind, findet man auch Kunst entlang der Wege: drei verschiedene Büsten von Margarethe Schiöth, Jón Rögnvaldsson und Matthías Jochumsson stehen im Garten und einige Metallplatten mit Gedichten bekannter isländischer Poeten gibt es auch zu entdecken. Der Eintritt ist frei und der Park das ganze Jahr über geöffnet, das Café in seinem Inneren aber nur im Sommer in Betrieb.
Grásagarður Reykjavíkur
Anlässlich des 175-jährigen Bestehens der isländischen Hauptstadt wurde 1961 der Grásagarður Reykjavíkur gegründet, der auch heute noch von der Stadt unterhalten und verwaltet wird. Er umfasst eine Pflanzensammlung von mehr als 3000 Pflanzenarten, die in acht verschiedene Sammlungsteile unterschieden werden können, darunter Rosen, Bäume, isländische Pflanzen und ein Steingarten. Wie bei anderen botanischen Gärten auch dient die Sammlung sowohl zur Forschung und Bildung als auch zur Verschönerung und Freude der Gäste. Im Sommer finden zusätzlich verschiedene Veranstaltungen im Grásagarður Reykjavíkur statt, außerdem gibt es regelmäßige Führungen auf Englisch. Das Café und Bistro Flóran öffnet seine Türen von Mai bis Ende August und versorgt Besucher des Gartens mit Gerichten aus lokalen oder im Garten selbst gezogenen Produkten.
Skrúður
Als Teil der Gemeinde Núpur am Dyrafjörður liegen die Anfänge dieses Gartens in den Westfjorden beim Pastor Sigtryggur Guðlaugsson, der Anfang des 20. Jahrhunderts begann, hier Bäume zu pflanzen und gleichzeitig einer der ersten war, die verschiedene Gemüsesorten auch im hohen Norden anpflanzte. Sein Ziel war es, diesen Ort als Schulgarten zu nutzen und ihn in den Lehrplan einzubinden. Zu Ehren des erfolgreichen Kartoffelanbaus in den Westfjorden, der vom Pastor Björn Halldórsson aus Sauðlauksdalur initiiert wurde, ist das offizielle Gründungsdatum des botanischen Gartens von Skrúður der 7. August 1909, obwohl der Garten zu diesem Zeitpunkt schon einige Jahre lang bestand. Bis 1980 wurde die kleine Sammlung, die von Ferne wie ein an die Seite des sonst kahlen Fjords transplantiertes Waldstück wirkt, gepflegt. Es folgten einige Jahre des Verfalls, bis 1992 die Wiederherstellung und Neueröffnung durch ein Komitee beschlossen wurde. 1996 wurde der Garten Skrúður schließlich wiedereröffnet und dem Bildungsministerium als ursprüngliches Eigentum zurückgegeben. Das Ministerium übertrug den Garten und dessen Instandhaltung wiederum der nahen Stadt Ísafjörður. Der botanische Garten ist heute ein Zeugnis der erfolgreichen Bepflanzung der karg scheinenden Böden in Island und dient als lebendige Erinnerung sowohl an seine eigene Geschichte, als auch an Schulgärten als wichtiges Element der Ausbildung junger Menschen. Besonders beachtlich ist der Eingang aus den Knochen eines Finnwals, die ein Tor bilden, sowie das Denkmal für Sigtryggur Guðlaugsson und seine Frau Hjaltlina Guðjonsdóttir, das sich hier befindet. Auch wenn diese Sammlung vielleicht etwas weniger spektakulär oder vielseitig ist als die der anderen beiden Gärten, so kann man hier doch einen faszinierenden Einblick in die Geschichte der botanischen Gärten auf Island werfen und in der sonst baumlosen Landschaft etwas Blätterrauschen tanken.
Habt ihr schon einmal einen oder mehrere dieser Gärten besucht? Dann hinterlasst uns doch einfach einen Kommentar. Wir freuen uns auf eure Erfahrungen!
Verið blessuð liebe Nordland-Freunde, Euer contrastravel-Team
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